Stefan Wincenty Frelichowski –Solidarität war ihm wichtiger, als das eigene Leben zu retten.
Polen haben eine schwere Geschichte, da sie mehrmals zur Ausrottung und Vernichtung durch andere verurteilt wurden ohne es zu wissen.
Sehr viele unschuldige Menschen kamen im KZ Dachau ums Leben. Alle sollten in unserer Erinnerung bleiben, doch wir möchten einen ganz besonderen polnischen Gefangenen, der sehr viel für seine Mitmenschen tat in Erinnerung rufen.
Aus Nächstenliebe überwand Frelichowski den Hass im KZ Dachau. Einem Ort in dem Menschen systematisch erniedrigt, ausgegrenzt, Demütigungen ausgesetzt, gequält und mit enormer Härte an Körper und Seele durch Hunger und Krankheiten verletzt wurden setzte er ein anderes Zeichen, ein Zeichen der Nächstenliebe. Stefan Wincenty Frelichowski kam im Rahmen des Projektes zur Ausrottung der polnischen Intelligenz nach Dachau, das gezielt gegen die polnischen geistlichen und intellektuellen Eliten gerichtet war.
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Allein gegen das Böse
Der selige Frelichowski war ein enthusiastischer und fröhlicher Mensch, den Freunde und Kollegen Wicek nannten.
Als junger Priester verbrachte er seine besten Jahren hinter Stacheldraht in diversen Konzentrationslagern in Deutschland: erst in Stutthof, dann in Grenzdorf, in Sachsenhausen und zuletzt in Dachau. Nur 2,5 Jahre konnte er in Freiheit in Polen als Priester tätig sein. Später als Gefangener ging er weiter seiner Berufung nach und – nach der Aussagen der Mithäftlinge – das ganze KZ Dachau wurde zu seiner Pfarrei.
Er engagierte sich für die Mitgefangenen, nicht nur mit guten Worten sondern mit konkreten Aktionen wie der Gründung einer Caritas um das Essen an Bedürftige, die keine Pakete von zu Hause bekamen, wie z. B. russische Gefangene, zu verteilen. Stefan Wincenty Frelichowski war ein ganz gewöhnlicher Mensch mit einer außergewöhnlichen Kraft. Ein Engel in dieser brutalen Welt, ein edelmütige Mensch der sich immer für andere einsetzte. Als in dem überfüllten Lager eine Typhusepidemie ausbrach und niemand die Kranken pflegen wollte engagierte er sich freiwillig in beeindruckender Weise für die heimliche Pflege typhuskranker Kameraden. Er war der erste freiwillige der sich meldete. Der letzte deutsche KZ Dachau Überlebende Prälat Hermann Scheipers, der im KZ Dachau inhaftiert war, weil er betont hat, dass Polen für ihn genauso Menschen sind wie Deutsche. Er sagte viel konnte er machen, aber eines nicht „sich freiwillig in die Thyphusbarracken melden. Das war gleich mit der Todesstrafe“. Wicek meldet sich aber ohne lange zu überelgen als Freiwilliger. Unter diesen Bedingungen brachte er den sterbenden Häftlingen Hoffnung und Menschenwürde ungeachtet ihrer Religion und Nationalität. Als Folge infizierte er sich dann selbst und starb an der Krankheit verbunden mit einer Lungenentzündung am Vorabend der Befreiung am 23.02.1945, nach 5,5 Jahren Gefangenschaft, davon alleine über 4 Jahre im KZ Dachau. In seinem Tagebuch schrieb er „Man soll jeden Menschen, der uns auf unserem Weg begegnet unter Schutz nehmen und Interesse für seine seelischen Probleme und seine Bedürfnisse zeigen“. Ist dies nicht auch heute noch so aktuell wie damals?
Am 10.10.2015 wurde in der Gedenkstätte des KZ Dachau feierlich eine kleine Tafel enthüllt. Auf der Tafel kann man Frelichowskis Bild sehen und leider die bewegenden Strophen seines Gedichts, das er im KZ Dachau verfasst hat kaum lesen. In dem Gedicht, schrieb er, dass sein letzter Wunsch wäre, dass man sich nach dem Krieg ein wenig an ihn erinnert und über sein Land Polen spricht.
Während der Enthüllung der Gedenktafel für Frelichowski sprach Herr Max Mannheimer, der in mehreren KZ-Lagern gefangen war und als Zeitzeuge gegen das Vergessen kämpfte. In seiner auf Polnisch gehaltenen Rede erzählte der Zeitzeuge und Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Dachau wie er bei der Ankunft nach Auschwitz von polnischen Mithäftlingen hörte „Schau mal das ist der tschechische Jude, der kann sogar Polnisch reden. Schaut bitte, dass man ihm eine leichtere Arbeit gibt“. „In diesem Moment sei seine Vorstellung über den polnischen Antisemitismus doch ziemlich revidiert worden“, so Max Mannheimer. Er überlebte mit der Hilfe von Polen das KZ-Lager Auschwitz.
Laut Augenzeugenberichten, fand Frelichowski immer gute Kontakten zu allen Mithäftlingen, ob Juden oder Deutschen.
Wer nicht eigene Geschichte schreibt, für den wird die Geschichte geschrieben, meint der polnische Militärbischof Jozef Guzdek aus Warschau. Stefan Wincenty Frelichowski schrieb an einem Ort des Hasses eine Geschichte der Hingabe und Nächstenliebe und scheute nicht davor zurück den höchsten Preis dafür zu bezahlen: Sein Leben für das Gute zu opfern. Bei dem ihn überall umgebenden Bösen wählte er immer das Gute. Auf solch liebevolle Art kämpfte er um die Freiheit für seine Mithäftlinge und sich. Sein Heroismus und seine unbefangene Einstellung sollte für die heutige Jugend ein Vorbild sein, um zu lernen ein besserer Mensch zu werden und dadurch zur Versöhnung beizutragen und das Licht der Liebe in die Menschheit zu tragen. Papst Johannes Paul II hat 2005 gesagt, die Menschheit scheint zuweilen verirrt und von der Macht des Bösen, Egoismus und Angst beherrscht zu sein. Doch solche Liebe, die vergibt und versöhnt, die die Herzen bekehrt und Frieden schenkt, genau diese Liebe wünschen wir uns so sehr.